Ophrys

Frühlingswiese mit Ragwurze

OphrysWiese Einige Ophrysblüten »ahmen« die Weibchen bestimmter Insekten­arten nach und locken Insekten­männchen an. Vier mittel­europäische Arten gab man des­halb die Namen Bienen-, Fliegen-, Hummeln-, und Spinnen­rag­wurz. Die Blüten­viel­falt verführt zu zahl­reichen andere Namens­gebungen. Die Ophrys­arten sind haupt­säch­lich in Mittel­europa und im Mittel­meer­raum verbreitet. Rag­wurze gehören der Unter­familie der Orchidoideae an. Bei dieser Art beobachtete ich die größte Wandlungs­fähig­keit der Orchi­deen; die Neig­ung zur Bastard­bildung er­schwert oft die Zu­ordnung. Der Name leitet sich von dem griechischen Wort »ophrys« für Augen­braue ab und zielt auf die be­haarte Blüte.
 

Ich bin nicht so Wort­gewand, um meine Be­geiste­rung beim Anblick, beim Ent­decken unserer europä­ischen Orchi­deen zu be­schreiben.
In FERDINAND THEISSEN S. J. Büchlein »An Quellen des Lebens«, welches er 1924 schrieb, fand ich einen Auf­satz, der von diesen Gefühlen erzählt. Das er darin die Hummel­rag­wurz beschreibt, sie aber Ophrys apifera be­nennt tut der Be­schreib­ung keinen Abbruch. Wie THEISSEN eben schreibt: »Was sind lateinische Namen, was sind schwarze und bunte Bilder gegen das leben­dige Erleben!«
 

Hummel, Spinnen und Kröten

Der Tag ist mir noch frisch im Gedächnis, da ich die seltene Ophrys apifera zum ersten Male fand. Mit Her­mann, einem Tier und Pflanzen sammelnden Tertianer, stieg ich vom Ried aus einen steilen Wald­abhang hinauf, dem Quell­bach entlang, der in einem schmalen, lichten Streifen von der Höhe her­unter­plätscherte. Währ­end nun Her­mann mit der Unter­such­ung eines schönen Lagers des Brunnen­leber­mooses (Marchantia polymorpha) beschäftigt war, sah ich wenige Meter vor mir an der offenen Wald­linie die Ophrys stehen, das wunder­bare Hummel­knaben­kraut, mit zwei frisch geöffneten Blüten.
Die Orchi­deen sind ja satt­sam bekannt als das bizarrste Pflanzen­völkchen, das sich unsere Ein­bildungs­kraft nur vor­stellen kann. Un­glaub­liche Blüten­formen, bis zur ver­stiegen­sten Sezession. Etwas ganz Eigenes müßte ein Orchideen-Album sein, eine Bilder­auswahl aus den zehn­tausend bekannten Arten dieser Blumen­welt, so eine Porträt­galerie dieser Prinzen des tropischen Urwaldes, wo auf den höch­sten Wipfeln, turm­hoch über der dämm­rigen Finster­nis des Bodens, sie in heißem Sonnen­bade sich üppigst entwickeln.
Aber wir brauchen den Blick nicht sehnsüchtig in fernes Tropen­land zu recken; auch die Heimat bietet und genug zum Staunen. So z. B. unsere Ophrys.
Die un­schein­bare, niedrige Pflanze hatte — mich schon aus einiger Ent­fernung stutzig gemacht; als ich näher trat, erkannte ich sie: Die Hummel-Orchis! Wie gebannt vor einer märchen­haften Er­scheinung, einer Er­scheinung wie aus einer anderen geheimnis­vollen Welt, so schaute ich mit klopf­endem Herzen hin. Was sind lateini­sche Namen, was sind schwarze und bunte Bilder gegen das lebendige Er­leben! Jede Blüte eine wahr­haftige Hummel! Die breite Unter­lippe ist stark gewölbt, mit zurück­gerollten Rändern, die seit­lichen Anhäng­sel abwärts geschlagen, purpur­braun, gelb­lich ge­fleckt; unwill­kür­lich fürchtet man sich vor dem Stachel der wehr­haften Imme.
Ich rief meinen kleinen Begleiter: ”Schau dort, Hermann, eine feine Orchis, aber Vor­sicht!“ Hermann eilte herbei, sichtete in der ange­gebenen Rich­tung, näherte sich neugierig und — bleibt be­troffen stehen: ”Eine Hummel sitzt dran!“ Als aber die Hummel keine Miene macht, fort­zu­fliegen, sieht er auf­merk­samer hin und tritt — sehr vor­sichtig — noch einen Schritt näher. Dann schaut er mich plötz­lich so ganz eigen­artig an, sieht wieder hin — und stumm, mit großen Augen, be­trachtet er das Ding; offen­bar, er findet kein Fach in seinem Gehirn, wo er so etwas unter­bringen könnte. Endlich holt er tief Atem und ruft: ”Aber das ist ja eine Blüte!“
So muß es ja jeden noch un­ver­brauchten Menschen gehen. Es dauert lange, bis man es be­griffen hat. Auch wenn man weiß, daß es ja eine Orchi­dee ist. Unsere Wald­hyazinthe (Platanthera) mit den zahl­reichen, lang­ge­spornten Blüten, die Nest­wurz (Neottia), die Riemen­zunge (Himanto­glossum) und andere heim­ische Orchideen sind wahrhaftig auch ge­eignet, staunen­des Kopf­schütteln bei uns zu er­regen; und wer einmal das Glück hatte, bei dem bekannten herr­lichen »Frauen­schuh« (Cypripedium) — der ja fast europäsches Bürger­recht er­langt hat — dem Er­wachen einer auf­knospen­den Blüte beizu­wohnen und zu sehen, wie der ”Schuh“ sich leise, lang­sam los­gelöst und her­ab­sinkt, der vergißt es sein Leben lang nicht mehr.
Aber alles da ist nicht gegen das Gefühl, welches einem beim An­blick dieser leben­digen und doch nur ge­malten Biene über­kommt. Das ist kein Staunen mehr; das ist Un­glaube, Furcht, Schauer, un­glaub­liche Freude, Bewunder­ung, Zweifel — alles wirbelnd durch­einander. Der Puls fliegt schnell­er, und — eigen­artig — die heiße Röte steigt einem zu Ge­sicht. Dann wird man still. — —. Etwas ganz Neues, ganz Fremdes ist vor die Seele hin­ge­treten und hat etwas zu uns ge­sagt; ohne Worte, aber mit einer plötz­lichen, ge­waltigen Klar­heit, wie sonst auf dieser Erde nicht ge­sprochen wird. Des­halb ist es wie eine Stimme aus der Überwelt, wie eine Offen­barung.

Denn das fühlt der unberührte Ver­stand sofort; eine Hummel in dieser täuschenden Nach­ahmung ent­steht nicht von ungefähr an der Pflanze. Da muß je­mand nach­geahmt haben, muß jemand mit sinnender Absicht ge­formt und ge­zeichnet haben, um eine Hummel her­vor­zu­bringen! Und man fühlt den, der es getan, ganz nahe bei sich stehen! — —
Ein Gleiches könnte uns ja jede Pflanze sagen, aber nicht mit dieser un­wider­steh­lichen, blitz­artig ein­brechen­den Selbst­verständlichkeit. Und wenn einer auch viel, sehr viel gehört und gelesen hätte von Ent­wickl­ung, natür­licher Aus­lese, Kampf ums Da­sein, Anpas­sung und Ver­erbung, und von den zahl­losen ge­lehrten Ver­suchen, alles Natur­ge­schehen auf tote mechani­sche Wirk­ur­sachen alleine zurückzuführen; hier, beim An­blick der Hummel­blüte, würde er nur mehr ein mit­leidiges gütiges Lächeln für diese Weis­heit finden und alle ge­lehrten Worte würden klein werden — vor seinem Erleb­nis.
Nein, mit der Trag­weite natür­licher Ent­wicklung mag es stehen, wie es will und man mag sie auf­fassen, wie man will; diese Hummelblüte ist das Ergeb­nis plan­mäßiger, gewoll­ter Nach­ahmung; daran rüttelt nie­mand! Alle Blüten sind so und jede Hummel­orchis ist so! Dieses arme Pflänzlein ist aber sicher un­schuldig daran; woher sollte es auch Hummeln kennen oder gar an sich selbst nach­bilden können? Wer ist also denn der geheimnis­volle Maler und Bild­former, der so in die inner­sten Wachs­tums­vorgänge ein­greifen kann, dass eine Hummel heraus­wächst? • • •
Das ist die Frage, die urgewaltig durch den Schleier der Blüte hin­durch uns an die Seele greift. Es ist, als ob uns jemand aus der anderen Welt an die Seele anrührt. Aus der Blüte schaut uns so nahe Gottes Auge an; daher der heilige Schauer in uns.
Die Hummel­orchis hat noch einige Schwestern, deren Blüten ebenfalls Insekten nach­ahmen; zwei Spinnen­orchis und eine Fliegen­orchis. Botanisch gehören alle vier in die Gatt­ung Ophrys. Die Tatsache der Nach­ahmung ist da; niemand be­streitet sie, weil sie eben da ist; aber wie man sie erklären soll, weiß man nicht. Viel­leicht hat sie einen Nützlich­keits­zweck für die Pflanze oder für das Insekt, oder auch für beide; aber man weiß nicht, was und wie. Viel­leicht war bei ihrem Bildner ein ästhetisches oder gar ethisches Moment stark maß­gebend; wie eine im Stoff ver­ankerte Kraft­zentrale vermag ja die Form der Blüte im kontaktfähigen Menschen ein Etwas zu erzeugen, das wie Ströme des Geistes unsere tiefste Gefühls­welt erwärmt und unseren Gottes­glauben mit neuen Licht­strömen erleuchtet, mit neuen Motiv­kräften bereichert. — Mag aber nun die Be­deutung sein, welche sie immer will; es redet mir keiner mit noch so wichtig klingenden Fremd­wörtern aus, daß ein Jemand diese Insekten­blüten gebildet hat; einer, der Insekt und Pflanze genau kannte.
Im Jahre 1841 wurde in der eng­lischen Zeit­schrift Gardners Chronicle ein eigen­artiges Gegen­stück zu diesen unseren ein­heimischen Insekten­pflanzen be­schrieben, welches wegen seiner auf­fallenden Ähnlich­keit seiner Blüten mit einer Kröte den Namen Megaclinium bufo, Kröten­orchis, erhielt. Eine zweite Art dieser Gatt­ung, Megaclinium purpur-corachis wurde 1909 bekannt. Die Blüten zweigen bei dieser Orchis nicht all­seits vom Stengel ab, wie bei anderen Pflanzen ihres Ges­chlechtes, sondern hinter einem rund­lich-breiten Hoch­blatt, über dem oberen Rand des­selben vor­ragend, steht je eine Blüte, als ob auf jedem Blatte eine Kröte säße und ihren Kopf über diesen hinaus­strecke. Die Hoch­blätter selbst sind zweizeilig über­einander ange­ordnet, wie von beiden Seiten flach zusammen­gepreßt, so daß der ganze Blüten­stand die Gestalt eines langen, schwert­artigen, schupp­igen Blattes an­nimmt, welches beider­seits mit zahl­reichen kleinen Kröten besetzt ist. Die Einzel­blüten tragen braun­rote Streifen auf gelb­lichem Grunde, so daß auch hier Form und Farben­zeichnung zu­gleich im Dienste der Nach­ahmung stehen. Ob es noch mehr solcher Tier­blüten gibt, wissen wir nicht. Aber diese wenigen, die wir kennen, sagen genug!

 

Ophrys holoserica, GREUTER, 1967
Hummelragwurz

O holoserica O holoserica O holoserica Die hier abge­bildeten Exem­plare zeigen nur eine kleinste Aus­wahl der bisher von mir photo­graphierten Ophrys holo­serica. Die Ophrys holoserica-Gruppe macht diese Schwierig­keit deut­lich. Sie ist sehr viel­ge­staltig und schwierig zu gliedern, was auch an dem Bild mit mehrer­en, dicht bei­ein­ander stehenden Pflanzen deutlich wird. Die Hummel­rag­wurz tritt häufig in einer Gruppe auf. Einige Rag­wurz­arten werden fremd­bestäubt und sind damit auf be­stimmte Insekten­arten ange­wiesen. Unge­sichert ist die Auf­fassung, daß Ophrys-Arten Insekten nach­bilden und Pheromone aus­strömen um von den Insekten­männchen »begattet« zu werden richtig ist. Bis­her wurde solch ein Vor­gang selten be­ob­achtet. Viele Ophrys sind selbst­bestäubend; dazu biegt sich der an der Spitze sitzende Staub­beutel mit den Pollen­paketen, Pollinium auf die Narbe herab. Die Selbst­bestäub­ung hätte unter anderem zur Folge, dass es bei einer selbst­bestäubenden Art wie Ophrys apifera keine Hybriden geben kann. Den­noch findet man in manchen Gegen­den immer wieder Hybriden mit ver­schiedenen anderen Ragwurz­arten. So kommen auch bei uns in Deutsch­land Kreuz­ungen vor. Beispiels­weise mit Ophrys sphegodes und ins­be­sondere mit Ophrys holoserica, mit der sie an manchen Stand­orten gemein­sam vorkommt. Das heißt, die Art ver­mehrt sich zwar in der Regel durch Selbst­bestäubung; aber es kommen eben auch Insekten­besuche vor, was dann zur Bild­ung von Bastarden führen kann.
O holoserica
Seiten­porträt einer Ophrys holoserica (diese Aufnahme begleitet im Hintergrund diese Netzseite).
Über der stark gewölbten Lippe, mit dem nach oben gebo­genen Anhängsel die Säule mit den Pollinien.
Deutlich sind die, in der Blüten­mitte zu einem Säulchen ver­wachsenen männ­lichen und weib­lichen Ge­schlecht­sorgane, das Gynostemium zu er­kennen.
Neben der all­gemein gebräuchlichen Bezeich­nung gibt es unge­zählte örtliche Namen. Die Sepale sind von weiß über grün bis rosa gefärbt, die Lippe in der Grund­farbe Braun ist ab­weichend ge­formt und unter­schied­lich gekenn­zeichnet.
O holoserica O holoserica O holoserica
Weitere Varia­tionen der Ophrys holoserica mit auf­fallend hellen Sepalen und Petalen und ein kräftig gefärbter Bastard.
O holoserica O holoserica O holoserica
Diese Ophrys holoserica haben große Sepalen, mit leicht ge­welltem Rand. Die rechts abge­bildete Ophrys holo­serica recht lange, spitz aus­laufen­den Petalen.
 

Weiße Ophrys

O holoserica weiss O holoserica weiss Diese Ophrys ist in ihrer Färbung außer­gewöhnlich. Wahr­schein­lich ist sie eine Muta­tion von Ophrys scolopax. Diese Art blüht im Mai und ist in Süd­frankreich weit ver­breitet und ab und zu findet man solche Abnormitäten. In diesem Fall ist vor allem das Mal sehr hell. Lippen­wölbung und Anhängsel, vor allem aber die Höcker und die langen lanzett­lichen Petalen (Kronenblätter) deuten sehr auf Ophrys scolopax. Von der Lippe her hätte es auch eine Hybride zwischen Ophrys bombyliflora und einer Ophrys aus dem Sphegodes-­Formen­kreis sein können. In diesem Falle aber wäre das Perigon zu 99% schmutzig rosa-grün, außerdem die Petalen viel kürzer. Interes­sant ist aller­dings, daß diese Ophrys kein Einzel­exemplar war, an gleichem Ort blühten vier Pflanzen. Daher muß die Zu­ordnung noch mal überprüft werden. Auf jeden Fall sind diese Ophrys ein weiter­er Beleg für die Viel­fältig­keit der Ophrys­gruppe.
 

Ophrys scolopax, CAV.
Schnepfenragwurz

O scolopax O scolopax Die Schnepfen­ragwurz ist in der Provence eine recht häufige Ragwurz. Sie wächst meist auf Grund der gleichen Stand­ort- und Lebens­beding­ungen häufig in der Gesell­schaft von anderen Rag­wurz-Arten. Dabei ver­mischen sich die Arten ge­legent­lich und bringen neue Indivi­duen hervor, was die Zu­ordnung dann er­schwert.
O scolopax
Ophrys scolopax mit kräftig gefärbten Sepalen und Petalen.
 

Hybriden

Schnepfenragwurz Bastard

O scolopax Ophrys scolopax, Bastard mit Ophrys holoserica. Die deut­lich breitere Lippe läßt ver­muten, daß es sich hierbei um eine Kreuz­ung zwischen den beiden Ophrys-Arten handelt. Ophrys holo­serica und Ophrys scolopax wachsen am gleichen Stand­ort und blühen zur gleiche Zeit. Eine Arten­ver­mischung kommt hier recht häufig vor.
 

Ophrys apifera, HUDSON
Bienenragwurz

O apifera O apifera O apifera Mit rund 20 cm Höhe war diese Ophrys apifera nicht zu über­sehen. Aus der grund­ständigen Blatt­rosette wächst im Juni der lockere Blüten­stand mit nur wenigen Blüten. Die Blüten sind sehr variabel, so­wohl in der Färbung als auch in der Form. Dieses ist eher die »klassische« Form. Auffällig sind die kleinen Kronen­blätter, die stark gewölbte Lippe, das große, nach hinten gebogene Lippen­anhäng­sel und die auf­fällige Säule mit dem Konnektiv­fortsatz, das sich wie ein Regen­schirm über die Pollinien stellt.
O apifera O apifera O apifera O apifera
O apifera Die Ophrys apifera blühte einzeln am Standort, andere Ophrys apifera waren schon verblüht. Deshalb war die Orchidee auf Selbst­bestäubung ange­wiesen, was bei den Ophrys apifera aber ohne­hin eher die Regel ist. Dazu senkt sich das Pollen­paket, die Pol­liniene auf die Narbe herab, wie hier leicht zu er­kennen ist.
 

Ophrys sphegodes, MILL. suhsp. LITIGES
Spinnenragwurz

O Spegodes O Spegodes Die Spinnen­ragwurz ist wenig ver­breitet. Meistens findet man nur einzel­stehende Exem­plare - im Gegen­satz zu anderen Ophrys­arten, wie zum Bei­spiel Ophrys holoserica oder Ophrys scolopax, die über­wiegend in Gruppen auf­treten. Die Ophrys sphegodes wächst auch selten in der Nähe gruppen­bildender Ophrys-Arten.
Auch die Ophrys sphegodes neigen zur Hybrid­bildung mit den ver­schieden­sten Ophrys­arten, wofür sicher­lich die mobilen Insekten verant­wort­lich sind.
O Spegodes Hybrid O Spegodes Hybrid Bastard der Ophrys sphegodes wahr­schein­lich mit der Ophrys holoserica, darauf deutet die breite, gehöckerte Lippe hin.
 

Ophrys araneola, REICHENB.
Kleine Spinnenragwurz

Ophrys araneola Ophrys araneola Ophrys araneola
Ophrys araneola Ragwurze sind eine recht viel­ge­staltige Art in der Unter­familie der Orchidoideae. So­wohl farb­liche als auch in der Blüten­größe variiert die Ophrys araneola stark. In einem Buch fand ich die Deut­ung, dass es sich bei den besonders klein­blütigen Ophrys araneola in der Provence nahe des Mittel­meers um eine eigene Art handelt.
Auch diese Rag­wurz tritt nur ver­einzelnd auf — eben wie Spinnen, im Gegen­satz zu den Hummel, den völker­bildenden Insekten. Trotz­dem gibt es auch von der Ophrys araneola Bastarde.
 

Ophrys insektifera, LINNÉ, 1758
Fliegenragwurz

Ophrys insektifera Ophrys insektifera Ophrys insektifera Ophrys insektifera Weitere Bei­spiele für die unüber­schau­bare und zum Teil schwer zu be­stimmende Formen­viel­falt der Rag­wurze: Es gibt kaum zwei gleich­ge­staltete Exem­plare der Ophrys insektifera - siehe auch folgende Bilder.
Ophrys insektifera
Die Ophrys insektifera sind an sich ein­deutiger zu bestimmen, auch bei Hybriden, wie in diesem Fall. Die breite Lippe dieser Orchidee deutet auf eine Kreuz­ung mit einer Ophrys holoserica hin.
Ophrys insektifera
Ophrys insektifera mit einer ungewöhnlich breiten Lippe, die zudem noch eigen­willig Sattel­förmig gebogen ist, wie bei der Ophrys drôme.
 

Ophrys ciliata, BIV.
Spiegelragwurz

Ophrys sciliata Ophrys­arten »schrecken« vor keiner Ge­staltungs­spiel­art oder Färbung zurück. Hier ver­suchen sie es mit der für Orchideen un­gewöhn­lichen Farbe Blau die Insekten zu narren. Ob diese Ophrys­art über­haupt eine Beziehung zu einer Insekten­art hat steht nicht fest. Diese Orchidee stand direkt am Straßen­rand auf dem Lube­ron; dabei sollte man meinen, dieser Stand­ort ist un­günstig.
 

Ophrys lutea, CAV.
Gelbe Ragwurz

Ophrys lutea Eine zier­liche Ophrys­art mit gelben Rüschen­rock. Sie ist ebenso selte­nen wie die Ophrys speculum, beide sind »Einzel­gänger«. Das Mal auf der Lippe ist bei dieser Art unter­schied­lich ausge­bildet.
 

Ophrys drôme

O drome O drome O drome O drome
O drome
Diese Ophry be­merkte ich, als eine Barlia robertiana im Vorbei­fahren meine Auf­merksam­keit er­regte. Auf 45 m² wuchsen über Hundert Exem­plare, wobei fasst jede Pflanze anders gefärbt war. Es gab große und kleine Pflanzen, Ophrys drôme mit kräftig gefärbten, oder mit blassen, fast weißen Kelch­blättern. Meistens standen die Ophrys drôme in Gruppen dicht neben­einander, selten einzelnd.
Auf­fallend bei der Ophrys drôme ist die recht große, sattel­förmig nach oben ge­bogene Lippe. Die Sepalen sind recht lang, gleich­förmig schlank mit abgerundeten Ende.
Diese Ophrys­art zeigt große Unterschiede; hier eine kleine Auswahl Ophrys drôme rund um den Monte Carniol. Die Petalen, mit dem gekräuselten Rand sind dunkler gefärbt als die Sepalen.
In dem Buch, »Die Orchideen Europas« von Presser las ich, daß diese Ophrys Art in Nähe des Mittel­meeres wächst und noch überprüft werden muß, ob die Ophrys drôme in der Provence vorkommt. Am süd-West­lichem Rande des Monte Carniol wuchs jeden­falls eine größere Popula­tion dieser Ophrys­art. Die Ophrys drôme gehört dem Bertolonii-Formen­kreis an.
 

unbekannte Ophrys

unbekannteOphrys unbekannteOphrys Bei der Sicht­ung meiner Licht­bilder ver­gangener Jahre fand ich eine Auf­nahme einer Ophrys, die ich bisher nicht be­stimmen konnte. Der Sil­hou­ette nach, war dieses auch eine Ophrys drôme oder zu­mindes­tens mit ihr ver­wandt. Die Ophrys stand einzelnd auf kalk­haltigen Grund und sonnigem Platz in der Nähe von Eichen ver­schiedener Arten, zwischen Thymian- und Ysop­sträuchern. Ich muß allerding auch gestehen, daß ich, als ich diese Auf­nahme machte kaum Ahnung von Orchideen hatte, folg­lich auch nicht alle Merk­male der Um­gebung beachtete. Erst mit den Jahren er­schloss sich mir die Einzig­artig­keit und Be­sonder­heit der terris­tischen Orchideen.
In der Seiten­ansicht zeigt die Lippe Ählich­keiten mit der Ophrys drôme. Aller­dings ist die Lippe stärker gewölbt; mög­lich, daß es sich hier ein Bastard zwischen einer Ophrys drôme und einer Ophrys holo­serica handelt. Die Petalen deuten auf die Ophrys drôme, während die Sepalen der Ophrys holoserica ähneln. Bis­her konnten mir Fach­leute nichts Näheres dazu sagen. Diese Ophrys ist ein weit­eres Beispiel für die Schwierig­keiten bei der Be­stimmung euro­päischer Orchideen.
 



Aktualisiert am: 24.09.2011
Inhaltsverzeichnis | Lexikon | Startseite